kimera: erstes album, ein paar fragen

und los geht´s: schon kurz nach 21 uhr kommen die ersten gäste, das monastery füllt sich rasch, die farbe schwarz dominiert: stilgerecht schwarz gekleidetes publikum, mit langen schwarzen haaren und schwarzen mänteln strömt in das dunkel gehaltene lokal. auch die musik ist hart und düster. decadance heißt der club der heute über die bühne geht. auf der decadance-homepage wird zwar auch „indie“ versprochen, aber…das braucht heute niemand. denn die band, die hier heute ihr erstes album präsentiert, ist ohnehin der härte zugetan.

kimera heißt die 5-mann-truppe, „tightrope“ deren erstes album. präsentiert wird „melodischer hardcore“, eine mischung aus harten, aggressiven klängen und ruhigen momenten und melodien. vorbilder will die band bewusst nicht haben, aber allen mitgliedern gefallen deftones und taproot, eine prise refused lässt sich auch heraushören.

volume sprach mit dem sänger der combo:

volume: 2003 ist eure ep „kimera“ erschienen, für das jahr danach habt ihr eurer erstes album angekündigt. warum hat dann das doch noch so lange gedauert?
rené: die gründe dafür sind vielfältig: erstens sind wir offensichtlich ziemliche tüftler, was die studioarbeit betrifft. ein leichter hang zum perfektionismus macht sich vor allem bei mir bemerkbar. mir ist es wichtig, zum jeweiligen zeitpunkt immer das optimum herauszuholen. zweitens haben wir das seltene glück, dass der studiohausherr auch unser livetechniker ist. er ist schon seit einiger zeit sehr eng mit der band verbunden. niemand kennt uns und unsere songs so gut wie er. das führt natürlich dazu, dass man im studio auch dinge ausprobiert, die in einem distanzierten techniker-musiker-verhältnis nicht zustande kommen. ein dritter ganz wesentlicher punkt war, dass wir, bevor wir an die eigentlichen aufnahmen gingen, nahezu das gesamte material als pre-production eingespielt haben. wir waren somit für die hauptaufnahme besser gerüstet, und mussten dann auf ein paar dinge (tempo, aufbau usw.) nicht mehr achten, sodass wir uns besser auf die feinheiten konzentrieren konnten. dieser prozess war natürlich sehr auslaugend und langwierig. aber er war es wert. wir haben sehr viel dabei gelernt.

volume: mit dem ergebnis seid ihr jetzt aber zufrieden? ihr habt ja sehr viel zeit im studio verbracht…
rené: wir sind mehr als zufrieden. wenn man nach so langer zeit und so viel arbeit das endprodukt in den händen hält, fällt es schwer zu beschreiben, was man fühlt. bei mir war es so, dass mir gar nicht ein stein vom herzen gefallen ist oder so. diese ständige anspannung war weg. aber das war auch schon das einzige, was von einem moment auf den anderen anders war. die innere befriedigung kam erst so nach und nach. interessanterweise dachten willi (der tontechniker) und ich relativ schnell daran, bald wieder ins studio zu gehen...

volume: lässt sich zwischen der ep und dem album ein stilistischer unterschied, eine wandlung erkennen? böse zungen behaupten, ihr klingt jetzt wie eine new-metal-combo!
rené: der new-metal vergleich war früher schon nicht besonders zutreffend - aber damals eigentlich noch eher als heute. einfach weil wir uns am beginn noch etwas deutlicher an diversen vorbildern orientiert hatten. klar, wenn jemand z.b. „need“ hört und mit diesem vergleich daherkommt, könnte ich dem sogar etwas abgewinnen. das album ist es aber auf jeden fall wert, als ganzes gehört zu werden. die stilistische vielfalt ist sehr groß, ohne dass dabei allerdings so etwas wie ein roter faden fehlt. die reihenfolge der songs, die übergänge und abstände zwischen den tracks, all das wurde ganz sorgfältig arrangiert. leider fehlt heute vielen die zeit oder der nerv, sich ein album am stück anzuhören. wer es mit „tightrope“ dennoch macht, wird vieles entdecken.

als sich knapp nach halb elf rund 270 gäste eingefunden haben, geht´s endlich los und die meute zuckt sofort aus. die ersten drei reihen sind völlig aus dem häuschen und bangen sich die birne leer, der rest im raum wippt und zappelt angetan. später klettern stagediver auf die bühne. über eine stunde brüllt der sänger und schwitzen die musiker.

volume: und, zufrieden? oder habt ihr mehr erwartet?
rené: ja, prinzipiell sind wir schon zufrieden, aber durch einen nicht abzustreitenden hang zum perfektionismus findet man natürlich immer etwas, was man besser machen hätte können. irgendwie stellte dieses konzert so was wie einen vorläufigen schlusspunkt des projektes „tightrope“ dar. nach so langem arbeiten auf ein bestimmtes ziel hin eignet sich die cd-präsentation noch am ehesten als fokus für unsere bemühungen. der gig selbst war für uns pure energie. sehr fordernd, aber auch sehr befreiend. dass das publikum so zahlreich erscheint und auch dermaßen mitgeht, hat’s für uns auch relativ einfach gemacht. es war ein grandioses erlebnis. weil wir aber sehr selbstkritisch sind, wissen wir natürlich auch schon, was wir beim nächsten konzert besser machen können. genauso wie wir das von unserer nächsten cd wissen. also nicht unzufriedenheit, sondern ansporn. wir lernen mit jedem tag, mit jeder handbewegung, mit jedem ton dazu.

volume: also ein guter start in eine neue saison. wie sehen eure zukünftigen pläne aus?
rené: jetzt wollen wir uns zunächst mal so oft es geht live präsentieren. wir wollen ins gespräch kommen und unsere musik unter die leute bringen. wir haben das gefühl, nicht bloß als dienstleistung zu fungieren. natürlich macht uns das musikmachen spaß, aber die band ist für uns mehr als nur das. wir sehen unsere musik als statement, als leidenschaft, als ausdruck.

martin zellhofer
www.volumetv.at

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