da hat jemand schmerzen. emotionale probleme. ein wirres gefühlsleben. das muss alles raus. laut, hart und brachial. "happy people are normal people". kimera hingegen scheinen ein wenig unglücklich zu sein. trotz des soeben erschienen ersten longplayers "tightrope".

"read me, i'm an open book" heißt es im kurzen opener read me, der keine zweifel offen lässt, in welche richtung wir uns mit tightrope bewegen: es wird hauptsächlich laut, heftig und hart. zugleich nimmt das eröffnungsstück aber auch die stilvielfalt des albums vorweg. neben exzessivem geschrei, tosendem lärm und brachialen gewaltausbrüchen bleibt zeit für ruhigere, beinahe sanfte momente und klangvolle melodien.
auffallend ist auch, dass der opener die grundstruktur eines gutteils der songs vorwegnimmt. vereinfacht ausgedrückt bieten viele stücke denselben inhalt: melodiös gespielter hardcore wechselt sich mit vernichtenden soundwänden, "schön gesungene" passagen mit gebrüll ab. dass das aber nie langweilig oder simpel wird, ist der ausgeklügelten mischung und der liebe zum detail zu verdanken.
erwähntes prinzip spiegelt sich etwa in den stücken fire, dem pathetischen my fault oder dem harten wasted wider. gängige, ansprechende melodien zum mitsummen wechseln sich mit headbanger-phasen ab. bei show off lässt sich ein wenig punkeinfluss in den strophen ausmachen, um dann wieder auf altbewährtes zurückzugreifen.
bei return wird melodie auf ein minimum reduziert, es kommt durchgehend hart und monoton. in dem stück geht es um die schule, und hier drängt sich ein verweis auf die großen vorbilder deftones und ihr back to school geradezu auf. auch the bill is still outstanding oder destroyer schlagen in diese kerbe.
eine sonderstellung nimmt the beach ein. man würde es nicht glauben, aber bei dem brachialen gebrüll und den freiwerdenden elementaren kräften handelt es sich tatsächlich um eine art vertonten liebesbrief, dessen umsetzung - nach zuerst empfundenem befremden - äußerst gut gelungen ist.
obwohl sich die band mit händen und füssen gegen den vergleich ihrer musik mit new metal wehrt, erinnern the new functionalism oder need dann doch an einschlägige bekannte.
aus dem offenen buch lässt sich herauslesen, dass es ist die liebe ist, die in diesem album eine zentrale stellung einnimmt. und zwar die liebe in ihrer undankbarsten form - wo sich alles um enttäuschung, missverständnis und unerfüllte sehnsüchte dreht. das passt dann auch gut zum stil der 5-mann-truppe, der - um das ganze auch vergleichend einordnen zu können - den deftones, taproot und refused huldigt.
(zellhofer)

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